Wir stehen vor einen langen Streifen Grün. Die Apfelbäume starten weiter hinten, mit genügend Abstand zum Nachbarn. Eine Reihe an Sträuchern und Bäumen zäunt sie ein, bildet zusätzlichen Schutz. Am Ende der Apfelwiese wachsen verschiedene heimische Sträucher und Bäume, schön durchmischt, damit immer etwas blüht. Es wird nicht gemäht, man lässt einfach sein. So haben verschiedene Insekten ein feines Zuhause, Vögel freuen sich über schöne Nistplätze und auch die Bienen haben ordentlich was zu tun. Holunder und Kirsche findet man hier, verschiedene Obstsorten und am Haus sind auch ein paar höhere Bäume mit dabei. Diese sind besonders begehrt bei Vogelarten, die man sonst eher nur selten sieht. Den Specht beispielsweise, oder der Wiedehopf mit seinem schönen Kamm. Und wenn man hier so steht oder gemütlich durch die Baumreihen spaziert, kann man sie fröhlich singen hören. Von Natur und Wachstum, von Artenvielfalt – ein schöner Kreis.
Hier am Unterwirthof in Lana wohnt Melanie mit ihrem Mann und den 2 Kindern im obersten Geschoss des Hauses, darunter ihre Oma und ganz unten die Eltern. 4 Generationen unter einem Dach. Der Opa hatte den Hof bereits von seinen Eltern übergeben bekommen, hat ihn dann in den 60er Jahren vom Dorfkern ausgesiedelt, hierher ins Grün. Melanies Vater hat ihn dann übernommen, hat ihn 2001 auf Bio umgestellt.
Er war immer schon von der Anbauweise fasziniert und hatte auch die Zuversicht, dass es reichen würde, dass die ganze Familie auch gut davon leben kann. Mit der Umsetzung hat man sich noch etwas Zeit gelassen, wollte auf Nummer sicher gehen, damit alles auch gut vorbereitet ist.
Heute ist man sogar noch einen Schritt weiter, baut biodynamisch an. Weil man sich langsam und immer mehr mit der guten Sache auseinandersetzt. Und je mehr man eintaucht, den Organismus komplett und ganzheitlich versteht, kommt man nicht daran vorbei, nicht nur die Pflanze selbst zu sehen, sondern auch das Darunter und das Darüber. Auch hier: ein schöner Kreis.
"Wenn man überzeugt ist, von dem, was man macht, dann ist es das Richtige!"
Und wenn man meint, es braucht noch was, das man ergänzen möchte, dann ist das auch das Richtige. Und es ist ein Weg, es ist ein Prozess und er muss sich einfach stimmig für einen anfühlen.
Seit 3 Jahren hat Melanie den Hof zusammen mit ihrem Mann Paolo übernommen. Er ist mehr der Bauer, der anpackt, draußen in den Wiesen, der die Erntehelfer organisiert und sich kümmert. Sie eher die, die rundum alles regelt, Papiere & Co. – und sie springt ein, wo es braucht. Und auch der Papa ist immer da, hilft wo es geht. 6 Hektar bebauen sie gemeinsam, darunter auch die Biosüdtirol-Sorten Gala und Braeburn.
3 Hektar rund um den Hof und noch 2 Wiesen mit je 1,5 Hektar außerhalb. Und mitten zwischen den vielen Apfelbäumen dann dieser lange Streifen Grün. An die 1.000 Quadratmeter sind es, erzählt uns Melanie. Hier hat sie früher Kräuter angebaut, später dann verschiedene Gemüsesorten. Für sich, für die Familie. Aber wohin mit einer Gemüseernte, die ein 1.000-Quadratmeter-Garten so hergibt? Nach und nach haben sich dann Familien aus dem Dorf dazu gesellt, die sich die Fläche aufteilten und sich nun gemeinsam über Wachstum und Ernte freuen. Die Großen zusammen im Garten, die Kleinen rundum beim gemeinsamen Spielen. Ein schöner Kreis.
Weiter hinten liegt ein Streifen brach, damit sich der Boden erholen kann, daneben recken sich verschiedene Blumen Richtung Himmel. Ein Streifen mit verschiedenen „Exoten“ an Blüten wuchert eher wild vor sich hin. Hier hat Melanie verschiedene Gemüsesorten gepflanzt, die sie aber nicht erntet. Sie lässt sie blühen, um die Samen daraus zu gewinnen, aus denen sie dann wieder ihr eigenes Gemüse ziehen kann. Ein schöner Kreis, wieder.
Melanie freut sich zu sehen, welch schöne Blüten die Pflanzen hervorbringen, wenn man sie einfach nur lässt. Manche auch erst im zweiten Jahr, aber das stört nicht weiter. Die Natur weiß schon, was sie tut. Und so dürfen Rucola, Karotte, Rote Beete, verschiedene Salate und andere Kohlgewächse hier einfach nur mal Pflanze sein.
Melanie ist gelernte Gärtnerin, hat sich später dann auch noch zur Floristin ausbilden lassen, sogar 8 Jahre lang in einem Blumenladen gearbeitet. Diese Leidenschaft möchte sie gern auch in Einklang bringen mit der Landwirtschaft. Deswegen auch die Blumen, die aus dem vielen Grün hervorleuchten. Sie liebt es, schöne Sträuße zu binden, immer mit dem, was die Natur gerade hergibt. Nichts, was von weither geliefert werden muss – Einheimisches, aus der Zeit Gegriffenes. So kommt ein Winterstrauß dann einfach mal mit verschiedenem Getrockneten daher, leuchtet sanftgolden und in erdigen Naturtönen. Auch die Kreativität kann hier einfach nur mal sein, wie sie möchte. Und wieder nutzt Melanie die Samen, um daraus neue Blumen zu ziehen. Ein schöner Kreis.
Ein paar Hennen gibt es noch am Hof, und Bienen. Vielleicht irgendwann ein paar Schafe, würde Melanie reizen – aber wenn, dann möchte sie es auch hier richtig angehen, sich vorbereiten und nichts überstürzen.
Hennen, Bienen, Äpfel, Gemüse, ein paar Kräuter und Blumen. Ein schöner Stock Rosen ziert jede Zeile Apfelbaum. Genauso wie man es bei den Weinreben so sieht. Dort mit der Aufgabe, eine Pflanzen-Krankheit abzuhalten, das ist hier bei den Äpfeln nicht so. Apfelbäume gehören zu den Rosengewächsen, sie sind sich sehr ähnlich, brauchen dasselbe, können gut miteinander. Der Grund für die Rosen ist ein anderer, ein schönerer: Melanies Mama liebt Rosen, ganz einfach. Und vielleicht kommt hier auch Melanies Leidenschaft für die Floristik her. Wie sagt man doch so schön? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.