Lorenz Werth wächst mit Obst- und Weinbau auf. Als Bauer ist er Herr über seine Zeit und frei seine Entscheidungen zu treffen. Er hilft einem Freund bei der Apfelernte und sieht, dass die biologische Landwirtschaft funktioniert. Davon inspiriert, stellt er seinen Hof auf Bio um.

Lorenz‘ Sohn Simon besucht die Landwirtschaftliche Oberschule in Auer und steigt am Hof ein. Gemeinsam den Betrieb zu führen, ist nicht immer einfach. Den Schlüssel finden Vater und Sohn in einer klaren Arbeitsaufteilung. Simon konzentriert sich auf den eigenen Obstbau, Lorenz auf die Weinbauflächen, die sie für Bauern aus der Umgebung biologisch bearbeiten. Sie helfen sich gegenseitig, Chef ist der jeweilige „Spezialist“. Äpfel der Sorten Gala, Golden Delicious, Topaz und Bonita reifen in den Wiesen der Werths. Dank der kompakten Erntezeit von August bis September bleibt im Anschluss Zeit für die Arbeit in den Weinbergen.

Lorenz und Simon Werth, Bio-Bauern
„Fehlende Erfahrung ist eine Hürde, aber kein K.O.-Kriterium“.

Simon hat Lust eine weitere Kultur am Hof anzubauen. Fieberhaft sucht er nach einer Frucht, die wenig Pflanzenschutz braucht. Gemeinsam mit einem Freund entdeckt er die Asimina Triloba. Sie kommt aus Kentucky in Nord Amerika und hat viele Namen wie PawPaw, Indianerbanane oder Frucht der 1.000 Geschmäcker. Im Alpenraum gibt es kaum Anbauerfahrungen für die exotische Frucht, doch das hält Simon nicht auf. Getragen von der inneren Überzeugung, dass die Asimina in Südtirol gedeihen, stürzt er sich in das Abenteuer.

Er bestellt die Pflanzen und legt 2013 die erste Anlage an. Geduldig lernt der Bio-Bauer Asimina anzubauen und zu verarbeiten. Nach vier Jahren erntet er die ersten Früchte und verliebt sich in den Geschmack: Mango, Papaya und Vanille vermischen sich in der Asimina, die reich an Vitaminen und Eisen ist. Die Äpfel der Werths vermarktet ein Verband. Die Asimina hingegen vertreibt Simon selbst. Er beliefert Geschäfte mit frischen Früchten und stellt Püree her. Diese veredeln lokale Betriebe weiter. Eine Eisdiele verarbeitet es zu Speiseeis und ein Braumeister braut daraus ein Bier.

Simon Werth bringt Asimina nach Südtirol

Simon ist gerne Bio-Bauer und freut sich einen Teil zur Weiterentwicklung des Bio-Anbaus beizutragen. Im Apfelanbau setzt er auf resistente Sorten sowie grün bewachsene und lebendige Böden.

Geringe Baumabstände, schlankere Bäume mit weniger Behang und mehr Licht in der Anlage. Auf diese Anbauweise setzen Vater und Sohn. Dadurch trocknen die Anlagen schneller und das Risiko von Pilzinfektionen sinkt. Vorausschauendes Handeln ist die halbe Miete für die Bio-Bauern. Denn nicht für alle Schwierigkeiten gibt es Gegenmittel. Je weniger Pflanzenschutz eine Pflanze braucht, umso besser. Das trifft auf resistente Apfelsorten wie Topaz, Bonita und Natyra® zu. Topaz und Bonita haben die Werths seit einiger Zeit, Natyra® ist die nächste Sorte die sie pflanzen.

„Lass weg, was du nicht brauchst.“

Was brauchen meine Wiesen wirklich, was nicht? Diese Frage stellt sich Simon permanent. Brauchen Bio-Wiesen in den sonnigen Lagen Südtirols Netze? „Ja“, sagt Simon, „gerade im Gipfelbereich kocht die Sonne die Äpfel und Hagelschläge sind eine jährliche Gefahr.“

Kurz gemähte Fahrgassen zwischen den Apfelbäumen sind für Simon nicht immer notwendig. Gras und Einsaaten wachsen in den Fahrgassen der Apfelwiesen, die Simon nur zweimal im Jahr mulcht - vor dem händischen Ausdünnen im Juni und vor der Ernte im Herbst. Die Wurzeln der Kräuter lockern den Boden auf, das Gras spendet Schatten und schützt den Boden vor dem Austrocknen. Wenn eine Wiese am Hof neu angelegt wird gehen die Werths umsichtig vor: Schonend graben sie die Wiese um und bauen mit einer Einsaat und Kompost den Boden auf. Damit wirken sie der Bodenmüdigkeit entgegen.

Bio-Apfelwiesen

Bio-Bauern ersetzen einige chemische Mittel mit mechanischer Bearbeitung. Ein Beispiel: Den Boden unter den Apfelbäumen bearbeiten sie mit Bürsten anstatt chemische Mittel gegen Unkraut einzusetzen. Jährlich fährt Simon zwei- bis dreimal mit der Unterstockbürste durch die Wiesen. Der sinnvollste Moment dafür sind die Morgenstunden, wie Simon erklärt: „Wenn ich bei Taunässe fahre verschleißen die Bürsten weniger und halten dadurch länger.“

Nicht nur bei den maschinellen Arbeiten haben die Werths eine klare Idee: „Wir pflücken nicht am schnellsten, sondern sauber und überlegt. Mehrere Pflückgänge sind aufwendig, aber so vollenden wir die Arbeit des gesamten Jahres.“ Und genau diese Bereitschaft lässt Simon nicht los, denn „Fleiß und das Gefühl für die eigenen Wiesen zeichnen einen Bauer aus.“