Als die Kellereigenossenschaft Tramin im Jahr 2008 eine Ökologiegruppe ins Leben ruft, ist Leo als Mitglied der Genossenschaft Feuer und Flamme für diese Idee. Und er denkt sie weiter: Mehr und mehr reift in ihm die Überzeugung, seinen Hof auf Bio umzustellen. Aber wenn schon, dann komplett: Obst- und Weinbau. Er tritt der Genossenschaft Biosüdtirol bei und beliefert sie nach drei Jahren Umstellungszeit mit seinen Äpfeln. Leo Vaja, Biobauer. Er hat seine Berufung gefunden.
Das bleibt aber nicht die einzige Änderung. Damals sind seine Wiesen in kleinere Flächen gegliedert, die nicht zusammenhängen. Er verkauft alle, die nicht direkt am Hof liegen, und kauft sich dafür eine zusammenhängende Fläche. Seine eigene Bio-Insel, gut geschützt vom angrenzenden Wald auf der einen Seite und von Hecken auf der anderen Seite. Braeburn, Gala und Granny Smith sind einige der Apfelsorten, die hier prächtig wachsen und gedeihen.
„Mich als Mensch und Hof weiterentwickeln und eine Freude in der Wiese haben. Darum geht’s mir.“
Leo passt in keine Schublade. Er ist für alles offen, für das Neue genauso wie für das Bewährte. Seine Besonnenheit lässt ihn viel über das Leben und die Landwirtschaft nachdenken – und manchmal auch ungewöhnliche Entscheidungen treffen. Auf einem freien Stück Wiese pflanzt er Getreide und sät Kamille. Wozu Kamille? Vor zwei Jahren stellt er auf biologisch-dynamische Landwirtschaft um. Dabei werden zur Pflanzenstärkung Präparate eingesetzt, die unter anderem aus Kamille bestehen. Leo trocknet die Blüten und stellt sie auch seinen Kollegen von der Arbeitsgemeinschaft für biodynamische Landwirtschaft zur Verfügung.
An der biologisch-dynamischen Landwirtschaft schätzt Leo neben der naturwissenschaftlichen Grundlage auch ihre geisteswissenschaftliche Haltung. Die Natur als Organismus wird gegliedert: in Boden, Pflanze und Tier. Zwischen diesen Ebenen gibt es komplexe Beziehungen, die es zu begreifen und zu fördern gilt. Im Prinzip geht es in der biodynamischen Landwirtschaft darum, die Gesamtheit aus Mensch und Hof weiterzuentwickeln. Ein Gedanke, der Leo schon lange nicht mehr loslässt.
Zu dieser Philosophie gehört auch das Experiment. Im Anbau lässt Leo nichts unversucht. Zuletzt pflanzte er einige sogenannte „Bibäume“ – das sind Bäume, bei denen zwei fruchttragende Achsen aus demselben Wurzelstock wachsen. Für eine ähnliche Erntemenge werden weniger Bäume pro Hektar gepflanzt, die Früchte bekommen auf diese Weise viel Licht und werden luftdurchlässiger. Daher färben die Äpfel besser aus und die Bäume trocknen schneller, das Risiko für Pilzinfektionen sinkt.
Bei den Reben belebt er den Boden mit Luzernen-Einsaaten, und in den Apfelwiesen schützt er ihn durchs höhere Mulchen der Fahrgasse. Das höhere Gras ist ein Schutzraum für die Nützlinge, die sich hier entfalten können. In Leos Augen sind sie wertvolle Mitarbeiter.
Was bringt die Zukunft? Tiere und schorfresistente Sorten spielen eine große Rolle, wenn Leo wie so oft an morgen und übermorgen denkt. Gerade baut er einen Hühnerstall – und demnächst werden Schafe auf seinen Wiesen weiden. Dort werden in Kürze auch vermehrt schorfresistente Apfelsorten wie Story® Inored reifen. Sie sind von Natur aus widerstandsfähiger und kommen mit weniger Spritzungen aus.
Das ist für Leo ein entscheidendes Argument, für die Umwelt und für sich selbst. Auch deshalb, weil er nicht gerne auf dem Traktor sitzt. Viel lieber arbeitet er mit seinen Händen und spinnt dabei neue Ideen. Dann dauert es nicht lange, bis er beseelt und besonnen seine Entscheidungen trifft.