Nach der Landwirtschaftlichen Oberschule steht Toni vor einer Lebensentscheidung: Hörsaal oder Obstwiese? Universität oder elterlicher Bauernhof? Er fragt sein Herz und hört auf sein Bauchgefühl. Toni übernimmt als Jüngster von vier Geschwistern den Hof seines Vaters und stellt 2006 auf Bio um. Der Grund dafür ist seine Lust, etwas für ihn Unbekanntes zu wagen, persönliches Neuland zu betreten: Landwirtschaft ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zu betreiben. Seit damals hat die Bio-Landwirtschaft große Sprünge gemacht, und auch bei Toni hat sich einiges verändert.
Mit seinem Vater Hansjörg und den beiden Mitarbeitern Verena und Ali stellt sich Toni jeder Herausforderung in den Wiesen. Sowohl in den eigenen, als auch in Apfelwiesen von Bio-Kollegen, die einen Teil der Arbeiten auslagern – vom Pflanzenschutz über den Baumschnitt bis hin zum Mulchen. Bei den Apfelsorten wird Toni in den nächsten Jahren seinen eingeschlagenen Weg weitergehen. Mit Topaz und Bonita hat er schorfresistente Sorten gepflanzt, die weniger Pflanzenschutzbehandlungen brauchen.
Gestaltung. Darum geht es Toni. Einerseits für sich selbst und seine Familie, andererseits aber auch in der Gesellschaft. „Landwirtschaft ist für Mensch und Natur die Grundlage für alle weiteren Wirtschaftsformen. Deshalb gestalten wir sie besser gemeinsam und nicht als Einzelkämpfer.“ Dieser Überzeugung folgt er jahrelang als Vorstand der Genossenschaft Biosüdtirol. Mit klarer Kante, hochgezogenen Mundwinkeln und offenen Ohren reißt der junge Bio-Bauer Menschen mit.
„Vielfalt regt Kreativität an, Eintönigkeit macht den Geist träge.“
Was die Wurzeln für den Baum sind, ist die Familie für Toni. Seine Frau Edith und die drei Kinder Theresa, Johann und Pauline sind sein Kraftplatz und seine Energiequelle. Seine Entschlossenheit erkennt man in den Kindern, wenn sie ihn zum Spielen abholen. Wann immer es die Zeit zwischen der Arbeit als Pastoralassistentin, als Mutter und Bäuerin erlaubt, lebt Edith ihre Kreativität in Haus und Küche aus.
Wer beispielsweise in den Genuss ihrer Apfelrosen in Blätterteig kommt, versteht Tonis Liebe für die Vielfalt. Diese zeigt sich in den vielen verschiedenen angebauten Apfelsorten: unter anderem Gala, Golden Delicious, Braeburn, Topaz und Bonita. Dazu gesellen sich etwas Wein, ein buntes Gemüsefeld, ein voller Hühnerstall und ein paar Schweine.
„In puncto Wertschätzung haben wir noch viel Arbeit vor uns. Denn nicht immer geben wir den Lebensmitteln den Wert, den sie verdienen.“
Das Gemüse kommt zu Hause auf den Tisch und wird in Bozen und Neumarkt allwöchentlich am Bio-Bauernmarkt angeboten. Die Hühner leben das ganze Jahr über als quickvergnügte Mitbewohner am Hof, in den warmen Monaten auch Schweine. Sie ernähren sich unter anderem von den Resten aus dem Gemüsefeld und werden im Winter zu Speck und Würsten weiterverarbeitet. Ein natürlicher Kreislauf, der perfekt zur biologischen Landwirtschaft passt.
Obst, Gemüse, Fleisch, Eier. Am Rieglerhof wird nicht nur frisch gekocht, sondern ein beachtlicher Teil der Lebensmittel auch selbst produziert. Und weil Ediths Vater Imker ist, kommt auch der Honig von familieneigenen Bienenstöcken. Für die Wertschätzung der Lebensmittel brennt der Jungbauer. Schließlich sind sie die Grundlage der menschlichen Existenz.
„Nicht immer messen wir alle den landwirtschaftlichen Produkten den Wert bei, den sie verdienen. Oft fehlt schlicht die Wertschätzung“, regt Toni zum Nachdenken an. Im Alltag und am Bio-Bauernmarkt ist er ein unermüdlicher Wertevermittler. Er will aber niemandem „Bio“ einreden oder gar aufzwingen. Denn dafür liebt und respektiert er die persönliche Freiheit zu sehr. Er nahm sie sich, als er für sich selbst und seinen Hof Neues wagte, und er gesteht sie jedem zu. Auch und gerade in der Wahl der Wirtschaftsform.